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Die Stille nach dem Schrei – Isolde Sammer

Irenes Leben wird zum Albtraum, als ihr Sohn Jonas gewaltsam ums Leben kommt. Der Täter: Irenes siebzehnjähriger Stiefsohn Martin. Die Tat: im Affekt.

Angeblich wurde Martin Zeuge, wie Jonas einen kleinen Jungen ermordete. Auch behauptet Martin plötzlich, von seinem eigenen Vater jahrelang missbraucht worden zu sein. Das Gericht spricht Martin frei, doch Irene zweifelt an seiner Version. Sie will die Wahrheit um jeden Preis herausfinden. Erst recht, als Martin die Abiturientin Tina in seinen Bann zieht. Denn Irene ahnt, wozu ihr Stiefsohn fähig ist …

Die ist mal ein klassischer Psychoschocker. Der Täter steht von Anfang an fest es gibt also keine klassische Tätersuche, das Buch wird in mehreren Perspektiven erzählt: Aus Martins Sicht, aus der Sicht von Mutter Irene, Ermittler Hanno und der von Martins Freundin Tanja, die den Hauptteil der Kapitel ausmacht.

Tanja ist schon lange verliebt in Martin und traut ihm diese Tat einfach nicht zu. Sie hält ihn für unschuldig und mit aller Macht an seiner Liebe fest, egal wie merkwürdig sich Martin auch aufführt. Sie leidet und liebt und er zieht sie immer tiefer in den Sog seines gestörten Hirns. Die Mutter ist einfach nur verstört sauer und fühlt sich schuldig. Das Thema ist sehr schwierig umzusetzen da allgemein bekannt ist, dass so etwas natürlich auch in der realen Welt vorkommt. Meiner Meinung nach ist diese Umsetzung der Autorin sehr gut gelungen, da sie den Leser tief verstört zurücklässt und ein Buch geschrieben hat an das man sich noch lange erinnert.Andererseits ist die Story durch die verschiedenen Blickwinkel so aufgebaut, das man ruhig weiterlesen kann ohne nur die abartigen Gedanken Martins zu erfahren, man erlebt auch andere Kapitel quasi als Beruhigung zwischendurch.

Die Stille nach dem Schrei erlebt Tina nachdem sie den ersten Mord ihres Freundes miterlebt.Und langsam wird ihr trotz der Hörigkeit zu Martin klar, dass sie einen kleinen Bruder hat, den sie sehr liebt und das dieser genau in Martins Beuteschema passt. Von Martin erfährt man das er empatisch ist, also keine Gefühle empfinden kann. Dieser Charakter ist erschreckend detailliert ausgearbeitet und für den Leser, der normal empfindet , absolut grotesk. Man erfährt über die Manipulationen und auch ganz genau was Martin wirklich über Tina denkt, das fand ich sehr traurig.Die Autorin schreibt  flüssig und ihre Figuren sind sehr einprägsam beschrieben, das Buch und die Geschichte sind sehr realitätsnah gehalten. Mich hat dieses Buch sehr bewegt.

Ein klasse Debüt !

rororo ISBN: 978-3-499-23570-6

Erscheint am 01. September 2010