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Girl A

Roman

von Abigail Dean

Zum Inhalt

»Mein Name ist Alexandra Gracie, ich bin 15 Jahre alt. Bitte rufen Sie die Polizei.« Unzählige Male hat sich Lex Gracie vor ihrer Flucht aus dem Elternhaus diesen Satz vorgesprochen, angekettet an ihr Bett, vor Dreck starrend, bis auf die Knochen abgemagert. Mit ihrer Kindheit im Horrorhaus, wie die Presse das Elternhaus der sieben Geschwister bald nach Lex’ Flucht getauft hat, muss sich die mittlerweile erwachsene Anwältin konfrontieren, als ihre Mutter im Gefängnis stirbt und ihr das Elternhaus vermacht. Alles, was sie jahrelang verdrängt hat, bricht sich nun Bahn: der Hunger, die Angst – und ihre Identität als Girl A, das Mädchen, das entkam.

#GirlA #NetGalleyDE!

„Girl A“ handelt von einer Familie , in der nichts so ist , wie es für die Außenwelt scheint. Vergessen von den Mitmenschen, fristen die Kinder ein trostloses Dasein. Angekettet, hungernd und ohne jegliche Fürsorge aufgewachsen, beschreibt das Buch nun aus der Perspektive von Lex, die damals fliehen konnte, den Werdegang der sieben Geschwister.

Das Buch zieht seine Spannung aus der Ungeheuerlichkeit der Lebensumstände und den psychologischen Effekten, die alle Beteiligten aufweisen. Die Protagonisten bestehen fast ausschließlich aus den Familienmitgliedern und einigen , wenigen Nebencharakteren. Bezeichnend ist auch hier wieder“ das Wegschauen“, aller nicht direkt Beteiligten. Niemand hinterfragt, niemand schaut nach und Gesetze zum Pflichtbesuch einer Schule können umgangen werden.
Aus der Sicht von Lex werden alle Geschwister charakterisiert und beschrieben, sowohl in der Jetztzeit, als auch in der Vergangenheit, wobei ich es sehr verwirrend fand, dass alle Zeiten durcheinander geschrieben waren. Hier hätten kleine Überschriften Wunder gewirkt. Außerdem wirkt Lex seltsam farblos, was ein wenig daran liegt, dass sie selber von niemandem charakterisiert wird, sie ist ja beschreibende Person für alle anderen. So hat man auch nur den subjektiven Einblick in alle anderen Charaktere, viel effektvoller und tiefgründiger hätte ich es gefunden, wenn die Autorin durch kleine kursive Einschübe z. B. aus der Sicht der anderen Protagonisten auf Lex geschrieben hätte.

Der Schreibstil ist durchgängig spannend und erzeugt über die erzählte Geschichte eine Gänsehaut nach der anderen. Ja, solche Fälle gibt es tatsächlich, man denke nur an die Familien Turpin ( USA ) oder Fritzl ( AUT). Erschreckend , beklemmend und auf jeden Fall Mitleid erregend.

Fazit: Ein tolles Buch, dass ein brisantes und trauriges Thema aufgreift, leider fehlt ein wenig Tiefgang durch den fehlenden Wechsel in der Erzählperspektive, und die unangekündigten Zeitreisen, ohne Vorwarnung quer durch die Kapitel.
Aber definitiv vier wundervolle Sterne und eine klare Leseempfehlung.