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Pirlo – Gefährlicher Freispruch

Der dritte Fall für die Strafverteidiger Pirlo und Mahler

von Ingo Bott

Zum Inhalt

Ein Freispruch erfolgt, wenn es keine Schuld gibt oder sich nichts beweisen lässt. In diesem Unterschied kann ein Menschenleben liegen. Genau deshalb ist er so gefährlich.  Der dritte Fall für die beiden Strafverteidiger Sophie Mahler und Dr. Anton Pirlo von Strafverteidiger und Buchautor Prof. Dr. Ingo Bott

Pempelfort brennt. In der Nacht ging ein riesiges Corona-Testzentrum am Düsseldorfer Rheinufer in Flammen auf. Emre Ben Hamid, Sohn einer Clan-Familie, die gerade richtig groß ins Maskengeschäft eingestiegen ist, soll sich auf diese Weise eines Konkurrenten entledigt haben. Doch Emre behauptet ganz was anderes. Dass er denjenigen kennt, der hier gezündelt hat. Und plötzlich weiß Pirlo, warum es besser ist, das Mandat anzunehmen und noch besser, einen Freispruch für Emre herauszuholen.

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Auch im dritten Teil bin ich wieder durch die Seiten geflogen. Man muss sich allerdings in dieser Reihe auf drei Dinge einlassen können.
Erstens: Pirlo, ein Genie im Gerichtssaal, privat eher ein chaotischer Querkopf mit Hang zu falschen Frauen und zur Melancholie. Der in zwei verschiedenen Welten lebt, und beide nicht miteinander vereinen kann und schon gar nicht will. Was ihn einsam macht. Und irgendwie auch starrköpfig, und geheimnistuerisch.
Zweitens: Sophie. Sie bleibt sich treu. Brillant in ihren Gedächtnisleistungen, jedoch mangelt es anderen Körperteilen an Zuwendung. Hier versucht sie Abhilfe zu schaffen, und findet einige Kandidaten, die mehr oder weniger interessant sind. Aber wem gehört ihr Herz wirklich?
Drittens: Der Schreibstil, und die Art, wie das Buch aufgebaut ist. Es geht teilweise sehr klamaukig zu, das muss man mögen. Wobei die Wortschöpfungen absolut genial sind. Und die verschiedenen Zustandsbeschreibungen tragen nicht gerade zum Heben der Spannung bei, sind aber wahnsinnig scharfsinnig und direkt aus dem Leben. Es gibt in dieser Reihe keinerlei Ermittlungsarbeit seitens der Polizei, sondern es dreht sich alles um die juristische Seite, wobei der Autor es da durchaus schafft, all diese furchtbaren Paragrafen erlebbar, und das Justizwesen an sich verstehbar zu machen. Gut fand ich, dass der Autor das Thema Pandemie aufgearbeitet hat, denn es passt hervorragend zum schnodderigen Sprachstil, dass man als Leser eh die (umgangssprachlich: Mund) voll hat von dem Thema.
Einige Passagen hätten ein wenig besser ausgearbeitet sein können, um dem Leser einen besseren Überblick über das Geschehen vermitteln zu können, gerade zum Ende hin war es mir zu wenig Erklärung der Auflösung. Ich liebe den Stil des Autors, der mit manchmal recht verrückten Wortschöpfungen und jeder Menge pauschaler Überzeichnung Gegebenheiten zu Papier bringt, die nahezu jeden Menschen tatsächlich berühren, anfassen, anfressen, oder mutlos werden lassen. Wie z. B. das Thema Subventionen für Corona – Start – Ups. Oder das Thema, welchen Typen Sophie wohl mit nach Hause nehmen sollte :).

Wieder ein klasse Buch mit zwei erinnerungswürdigen Protagonisten.